Liebe Leser,
die Begeisterung für die kleinen Kunstwerke, die wir in unserer bescheidenen Art Spielberichte nennen, kennt mittlerweile kaum noch Grenzen. Darum wollen wir unseren Fans in unregelmäßigen Abständen Abwechslung beim Lesen bieten. Angeblich macht man das jetzt so – haben wir gelesen. Und wenn man es gelesen hat, stimmt es auf jeden Fall! Zur Kenntnis gebracht wurden uns diese Weisheiten dank des beherzten Zugriffs eines Kollegen am Büchergrabbeltisch. Dabei konnte er sich die einzigartigen Titel „Marketing für Dummies“ und „Kundenbindung mit Bauchladen und Handouts im digitalen Zeitalter – ein Versuch“ sichern – schmerzlichen Dank dafür! Heute gibt es also statt eines normalen Spielberichts einen Live-Ticker, der die Geschehnisse des Spiels beschreiben soll – ein Anspruch auf Unparteilichkeit besteht dabei nicht! Gegner der Alten Herren war übrigens die HSG Laatzen-Rethen II.
Vor dem Spiel. Die Gäste schon beim Warmmachen on fire. Spielen in voller Besetzung Angriffe durch. Wir fragen uns was aus dem guten alten Drauffeuern bis der Arm weh tut geworden? Wir nennen das Wettbewerbsverzerrung.
Vor dem Spiel: Während die Germanen versuchen den Torwart und nicht den Pfosten warm zu werfen, fragt sich der Ticker: Wenn die Mannschaft aufsteigt, kriegen wir dann Kohle für die Berichte/Ticker?
Minute 1. Anwurf, noch 0:0. Erste Pfiffe. Verständlich. Kaum Pässe, keine Geschwindigkeit.
Minute 2:17. 2:0. Läuft. Auf der Bank packen die ersten ihre Taschen. Einer sagt: „Die haben es doch im Griff, ich geh Bier trinken“
Minute 10. Bei Germania läufts recht gut. Die Deckung hat auf viele Ideen der Gäste Antworten. Im Angriff könnte es zwar gelegentlich zügiger gehen, muss es aber aktuell gar nicht. 5:2
Minute 13:38. 7:4. Christian G., der Teufelskerl, hat es heute auf das Tornetz abgesehen, will es offenbar unbedingt zerschießen. Eine solche Zielstrebigkeit und Wucht haben wir zuletzt gesehen als….äh…..tja…..in Minute 9:42. Da hat er das nämlich auch schon gemacht. Fragt sich, was das Netz ihm getan hat: der Ticker.
Minute 20:54. 9:10. Und alle so: Nanu?
Minute 22:55. 10:12. Und die Gäste so: Hähä…
Halbzeit. 13:13 Irgendwie ein komisches Spiel. In den ersten 15 Minuten hatten die Germanen die Partie gut im Griff. Danach schlichen sich aber immer mehr kleine Fehler ein. Schlechte Abschlüsse, mäßige Pässe, kein Zugriff in der Abwehr und kein Zug im Angriff, keine Spielfreude, keine Geschwindigkeit. Das Team musste sich in der zweiten Halbzeit in allen Bereichen steigern.
Minute 30. Seit einer Viertelstunde läuft eine mittelalterliche Musik aus meinem mittelalterlichen Commodore. Ich finde den Aus-Knopf nicht, die Harfe harft weiter, bis ich die Pop-Up Werbung »Willkommen in Elvenar« finde.
Minute 31. Entschuldigt, die nächsten Minuten könnten ohne Ticker verlaufen. Ich muss mir überlegen, ob ich eher eine mächtige Elfen- oder Menschen-Stadt aufbauen möchte.
Minute 34:46. 14:16. Viertes Tor in Folge für die Nummer 47 der Gäste. Das hat auch für ihn Folgen: Die Germanen-Abwehr stellt auf 5:1 um.
Minute 42:24. 17:19. Treffer Nummer 10 für die 47. Keine Pointe.
Minute 45:59. 18:20 Der zwei-Tore Vorsprung der Gäste verfestigt sich. Hat jemand Germania gesehen? Hier wäre noch ein Spiel zu spielen…..
Minute 50:11. 19:23. Jetzt wird es langsam ganz eng. Was extrem überrascht ist, dass die Germanen überhaupt keine spielerischen Lösungen mehr haben und offenbar auch nicht mehr in der Lage sind, noch einen Gang hochzuschalten. In der Deckung kriegt das Team nach wie vor keinen vernünftigen Zugriff – insbesondere auf den Rückraum.
Minute 51:45. 20:24. Die ersten Zuschauer verlassen die Halle. Wir reden uns ein, dass es nicht am Spiel, sondern am Fassbier liegt, dass aus irgendwelchen Gründen vor der Halle gereicht wird. Bezeichnend: Die ersten Spieler müssen daran gehindert werden, ebenfalls das Spielfeld Richtung Bier zu verlassen.
Minute 54:29. 22:25. Und irgendwo in Flensburg ist Lubomir Vranjes irgendwas scheißegal….
Minute 56:12. 24:25 Hui, wir sind wieder wach. Ein Germanen-Spieler (der seinen Namen nicht selber in den Ticker schreiben will) schlawinert den Ball gekonnt zum Anschlusstor über die Linie. Da geht noch was!
Minute 56:58. Zwei-Minuten-Strafe gegen unsere AH. Wir wollen „Schiebung“ schreien, uns aufregen, wild gestikulieren, diskutieren und reklamieren. Stellen aber fest: Passt wohl. Der ebenfalls fällige 7-Meter ist drin. 24:26
Minute 58:08. Unser Team ist noch da! Eppi sworat den Ball in die Maschen des Gegners. 25:26
Minute 58:33. Jetzt wird’s komisch. Doppelbestrafung gegen die Germanen. Zweimal zwei Minuten. Wir wollen sofort loslaufen, um uns zum Schiri-Lehrgang anzumelden. Einfach nur um diesem Schiri während der ganzen Fortbildungen näher zu kommen, sein Vertrauen zu gewinnen, Freundschaftsarmbänder zu tauschen, gemeinsame Urlaube zu planen und ihn dann, wenn er am wenigsten damit rechnet, mit einem deutlichen jüngeren und attraktiveren Schiri zu betrügen. Dann fällt uns auf: der geht nicht mehr auf Fortbildungen. Ärgerlich.
Minute 58:50. Sieben-Meter für die Gäste. Nicht drin! Schön!
Zwischen Minute 58:50 und 60. Schweigen gemischt mit Trauer und dem süßen Duft der verpassten Chancen. Endstand 25:26
Um einen bekannten deutschen Sänger zu zitieren: „Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette und ein letztes Glas im Stehen.“ Bei der anschließenden Analyse gab es mehr als eine Zigarette und mehrere letzte Gläser. Dem Problem auf den Grund gekommen, sind wir aber nicht. Was wir wissen: Es lag nicht am Schiri, ein guter hätte aber bestimmt nicht geschadet. Was wir nicht wissen: Warum so wenig von dem, was das Team kann, auf die Platte gebracht wurde. Was wir herausfinden wollen: Können wir noch Handball spielen? Nächste Chance am kommenden Samstag um 17 Uhr beim Tabellenführer aus Vinnhorst. Das ist dann aber wirklich die allerletzte Chance auf den Aufstieg.
Für Germania am Ball:
Jordan, Swora (3), Erdmann (4), Ehrenbruch, Harten (3), Kahrau (1), Niedung, Bunte (2), Gerlach (4), Brandt (2), Rasche, Rüth (5), Brandt (1)