Für die Fans und alle Handballinteressierte erscheint pünktlich vor dem 1. Heimspiel ein Artikel über die 1. Damenmannschaft der Handballabteilung in der neuen Presse.
Rechtzeitig zum 120. Geburtstag des SC Germania List haben die Handballerinnen den Aufstieg in die Oberliga geschafft. Dort steht am Samstag das erste Heimspiel der Saison für den früheren Bundesligisten an. „Wir möchten uns mittelfristig in der Oberliga etablieren“, sagt Spartenleiter Frank Jordan.
Beim Betreten der Sporthalle am Sahlkamp werden Erinnerungen an die goldenen Zeiten der Handballerinnen von Germania List wach. Unvergessen ist der Aufstieg in die Bundesliga in der Saison 1999/2000. Trainer Christoph Geis erinnert sich daran sehr gut. Er führte damals die zweite Mannschaft in die drittklassige Regionalliga. Mit dem 64-Jährigen ist der Erfolg zurück an den Sahlkamp gekommen.
Vor einem Jahr übernahm Geis eine Mannschaft, die in der Landesliga dümpelte, und führte sie rechtzeitig zum 120. Geburtstag des Vereins in überzeugender Art in die Oberliga. Fünf Punkte betrug der Vorsprung vor den letzten vier Spieltagen beim coronabedingten Saisonabbruch im März. Das spielerische Potenzial hatte der Coach schon beim Amtsantritt erkannt. „Dass es dann so deutlich war, hat mich überrascht “, sagt Geis. „Vielleicht hat meine Ruhe auf der Bank ja geholfen.“
Sein Erfahrungsschatz als Trainer ist groß. In den Achtzigern, als Germania noch eine feste Größe in der 2. Liga war, arbeitete Geis vier Jahre (1985 bis 1989) am Sahlkamp. Schon damals habe es ihm sehr viel Spaß gemacht. „Dieser tolle Geist im Verein ist geblieben“, betont Geis.
Obwohl die Spielerinnen der aktuellen Mannschaft damals noch nicht geboren waren, ist das nicht nur an diesem Trainingsabend zu spüren. Der Zusammenhalt ist ebenso groß wie der Trainingsfleiß. In der Vorbereitung fehlte kaum eine Spielerin bei den Übungsabenden. Dabei hat der Coach das wöchentliche Pensum von zwei auf drei Einheiten erhöht. Das ist zwingend notwendig, um in der kommenden Saison konkurrenzfähig zu sein.
Auch 2014 schaffte Germania den Aufstieg, musste aber zwei Jahre später wieder runter. Das soll diesmal anders werden. „Wir möchten uns mittelfristig in der Oberliga etablieren“, so Spartenleiter Frank Jordan.
Das Problem besteht darin, dass der Unterbau in der Jugend fehlt. Bis die nächsten Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs nachrücken, wird es einige Jahre dauern. Erst in der D-Jugend sind wieder drei Mannschaften gemeldet. „Darunter sind wir aber gut besetzt“, versichert Jordan.
Da ist es umso wichtiger, dass Germania wieder eine gute Adresse für Spielerinnen anderer Vereine geworden ist. Mit den Torhüterinnen Nora Peters (MTV Rohrsen) und Larissa Wieczorek (SG Altona/Oberliga Hamburg) sowie Jannika Riegel (Hannoverscher SC), Nathalie Brunke (TV Badenstedt) und Alina Zoch (HSG Hannover West) kamen immerhin fünf Neue. Dazu rücken aus der aufgelösten A-Jugend Nele Hufnagel (17) und Lena Kropp (17) auf. Eine überragende Spielerin wie Renate Zienkiewicz, die im Jahr 2000 hannoversche Sportlerin des Jahres wurde, gibt es derzeit nicht. Die Stärke liegt in der Ausgeglichenheit des Kaders. „Die Mannschaft hat viel Perspektive für die Zukunft“, ist Christoph Geis überzeugt. Er freut sich riesig, dass Inga Rang (37) auch nach ihrem Karriereende als Torwarttrainerin weitermacht. Sie schnupperte seinerzeit als A-Jugendliche Bundesliga-Luft und ist mit ihrer Erfahrung Gold wert. „Wir verstehen uns super. Sie ist ein echter Glücksfall für uns“, schwärmt der Trainer.
Nicht nur bei ihm ist zu spüren: Es herrscht Aufbruchstimmung. Die wird auch von der 17:26-Auftaktniederlage beim VfL Wolfsburg nicht getrübt – der ist immerhin Staffelfavorit. Alle fiebern dem ersten Heimspiel am Samstag gegen die HSG Schaumburg Nord entgegen.
Hoffentlich vor vielen Fans. Denn auch die Begeisterung auf den Rängen wurde in der vergangenen Saison von Woche zu Woche größer. „Am Anfang haben nur einige Eltern und Freunde zugeschaut“, erinnert sich Geis. Zuletzt feuerten regelmäßig etwa 100 Zuschauer die Spielerinnen an. Das erinnerte zumindest ein bisschen an die alten Zeiten.
Quelle: Neue Presse vom 21.10.2020